29. Oktober 2008

Gossen-Goethe: Lieber Barack Obama

Darauf hat der Präsidentschaftskandidat gewartet: Post von Wagner! Jetzt ist alles gerettet. Ich sehe ihn vor mir, wie er über dem Tisch sitzt, todunglücklich und nur getröstet von Ehefrau Michelle, aber da bringt ihm ein Wahlkampfberater die neueste BILD. Obama sieht Wagners Lächeln, die Sonne scheint durch das Fenster, Vögel zwitschern, er steht auf, seine Züge strahlen Optimismus aus. "Yes, we can!"
Naja, fast. Wagner ist hier optimistisch, keine Frage. Wenn Barack Obama ins Weiße Haus einzöge, würde die Welt nicht nur ein bisschen wärmer (metaphorisch natürlich) und die Vögel zwitscherten mehr, nein, der Rassismus hätte ausgedient. In Brandenburg. Aha. Dass Wagner selbst oft genug rassistisch war und auch in Zukunft bleiben wird - das steht natürlich nicht drin. Aber keine Bange, der zweite Punkt auf Wagners Liste stimmt versöhnlich:
Ich bin Ausländer und habe überhaupt keine Chance und lande im Gefängnis. Das ist eine dumme Aussage. Der Vater von Barack Obama war Austausch-Student aus Kenia, in den sich eine weiße Studentin aus Kansas verliebte.
Ich sitze mit einem seligen Lächeln da. Ich habe keine Ahnung, was Wagner hier aussagen will, aber das Zeug das er nimmt muss ich auch haben. Das bestätigt Wagner dann glücklicherweise auch gleich im dritten Punkt:
Der kleine Obama kam mit Marihuana und Kokain in Kontakt: „Ja, ich nahm es. Es passiert vielen jungen Leuten.“
Und auch alten, nicht wahr, Herr Wagner?
Obama ist ungewöhnlich intelligent. Er studierte an der Harvard Universität Jura.
Ist ja ein wahrer Tausendsassa, der Knabe! In Harvard hat er studiert. Nicht, dass das manch anderer Politiker vor ihm nicht auch geschafft hätte. Selbst Bush hat studiert. Wenn mich nicht alles täuscht, Jura.
Er wurde kein Staranwalt, sondern ein Sozialarbeiter. Er stritt gegen Hausräumungsklagen. Er war der David der Armen.
Geradezu der Messias ist Obama, glaubt man unserem Gossen-Goethe. Der David der Armen! Und McCain ist Goliath, oder wie? Aber immerhin hat der Artikel dann einen schönen Schluss:

Es liegt auf der Hand, dass Verrückte Barack Obama umbringen wollen. Ich habe Angst um Sie, Barack Obama. John Lennon wurde in Amerika umgebracht, John F. Kennedy, Bobby Kennedy, Martin Luther King.

Ich hoffe, dass Sie in das Weiße Haus einziehen. Als schwarzer, glücklicher Mensch.

Wahnsinn. Da wurden Leute in Amerika umgebracht. Da hätte ich auch Angst. Ich meine, das passiert in keinem anderen Land der Welt, sowas. Aber wenn Obama erst mal als schwarzer, glücklicher Mensch im Weißen Haus sitzt wird auch das anders.

Ypsilanti - Die Achtundneunzigste

Fast meint man, die Kolumnisten unserer allseits beliebten Tageszeitung, die keiner liest, aber über die jeder spricht, haben einen Ypsilanti-Fetisch. Seit Wochen ist das Getöne um diese Dame Gegenstand irgendwelcher wirren Satzkonstruktionen, die in Gesamtheit nicht einmal einen erkennbaren Sinn ergeben.
"Frau Ypsilanti rast auf Gegenkurs weiter..."
Ob der kleine Kleine eigentlich weiß, was der für einen Geistesmüll absondert? Wir wissen es nicht. Was wir aber wissen ist: Er verdient sein Geld damit, irgendwelches Gedankenejakulat, meist vorgegeben von der Chefredaktion, gegen die Wand - das heißt in dem Fall: gegen das Blatt! - zu spritzen. Und da stehen die schmierenden Kleinen dann vor ihrem Blatt, denken an die "rote Andrea", wie sie vollkommen lasziv um die Gunst der Linkspartei buhlt, wie sie vollkommen obszön irgendwelche Wahlversprechen bricht - und ehe man sich versieht, klatscht das abgespritzte Gemisch aus Verblödung, Korruption und Erfindung auf ein Stück Papier und wird als Kolumne verkauft. So klein ist der Kleine in seinem Metier gar nicht - der Kleine ist hier ein ganz Großer. Er spritzt zwar qualitativ schlecht, denn nur wenige seiner inhaltlichen Samenfäden sind überlebensfähig, aber wen kümmert das schon? Immerhin spritzt diese schreibende Vorsteherdrüse dorthin, wo man es von ihr verlangt, immerhin ist sie linientreu.

Beim Denken an die starke Frau Ypsilanti wird er ganz schwach, beinahe so schwach wie seine unerträglichen Kommentare...

27. Oktober 2008

Kanzlerzäpfchen: Arbeitnehmer zahlen die Zeche

In seiner aktuellen Ausgabe beschäftigt sich das Kanzlerzäpfchen mit der Lohnforderung der IG-Metall (8%). Müller-Vogg heuchelt Verständnis für die Arbeitnehmer, drückt das echte für die Arbeitgeber aus und schlägt den Investivlohn als faire Lösung vor. Ein Danaergeschenk erster Güte, keine Frage. Aber wer erwartet auch etwas anderes beim Kanzlerzäpfchen? Merkwürdig nur, dass kein Verweis auf Merkels Qualitäten kommt.
Dass Müller-Vogg als Mitglied der oberen zumindest 100.000 natürlich viel von konjunkturabhängiger Bezahlung hält (irgendwie kommen mir gerade wieder die Bonuszahlungen für Banker in den Kopf) kann man verstehen, aber einem Schreiber des Blattes, das erklärtermaßen den Finger am Puls des "einfachen Volkes" hat, sollte eigentlich wissen, dass damit keine Planungssicherheit verbunden sein kann - gerade das braucht man aber, wenn man nur wenig Geld zur Verfügung hat. Solche Feinheiten gehen aber natürlich über das Verständnis eines Müller-Vogg.

23. Oktober 2008

Ein Narr der Böses dabei denkt

Man sollte den Bundeswehr-Einsatz in Afghanistan auch als Krieg bezeichnen, meint der kochende Einar heute. Damit liegt er gar nicht so falsch, obwohl "Massenmord" es besser treffen würde. Was den Kolumnisten aufstößt ist weniger die Tatsache des Mordens, als der Umstand, dass man sich nicht einigen kann, ob man diese Tatsache auch als "Krieg" bezeichnen soll.
"Mit guten Worten, mit Diplomatie ist den Taliban nicht beizukommen."
Nachdem Einar auf Clausewitz verwiesen hat, man nicht genau erkennen kann, was er mit dem ollen Preußenmilitär eigentlich zum Ausdruck bringen will, läßt er die Hosen runter: Er will die ganze Sache in Afghanistan Krieg nennen und ihn dann auch als solchen rechtfertigen. Sein Name ist hierbei Programm, denn der gute Einar trägt einen isländischen Namen, der soviel wie "Alleinkämpfer" bedeutet. Einar ist nicht nur ein Narr, ihm liegt das Militärische demnach sogar schon in der Geburtsurkunde. Es gab ja mal eine Zeit in diesem Lande, da man den Kindern schöne germanische oder skandinavische Namen erteilte, weil man das seinerzeit sehr chic fand - vielleicht kommt die Freude am Krieg auch aus dieser Tradition.

Was der gute Alleinkämpfer da heute hingeschissen hat, ist so gut wie inhaltslos. Nur seine Botschaft steht am Schluss: Leute, die Taliban, dieses moslemische Gesindel, brauchen ein Paar abgerissene Gliedmaßen, heraustretende Gedärme und diverse Blutpfützen! Ja, ich weiß, so schreibt er es nicht: Aber er meint es! Man muß nur zwischen den Zeilen lesen und begreifen was es bedeutet, sich für einen Krieg - den man auch so nennen soll - auszusprechen.

22. Oktober 2008

Der heilige Nikolaus lehrt uns Ideale

Dass Geld nicht alles im Leben ist, hat man schon gelegentlich gehört. In Zeiten in denen aber Geld dominiert, jeder Vollidiot zur Karriere kommen kann, wenn er nur ein gut geöltes Bankkonto vorzuweisen hat, hört man so einen idealistischen Spruch allerdings selten. Deutschlands größte Tageszeitung schreibt darüber auch nur sehr selten und reduziert letztendlich sämtliche Geschehnisse in der Republik auf das Geld, was es kostet. Im Dritten Reich hat man den Kindern Schulaufgaben gegeben, in denen errechnet werden musste, wieviel ein "asoziales Element" dem Staat kostet und wie kostengünstig dessen Vernichtung bewerkstelligt werden könnte. Die heiß geliebte Tageszeitung tut das in ähnlicher Weise, wenn sie vorrechnen will, wie sehr uns das arbeitslose Gesindel belastet, wie toll es wäre, wenn es sie nicht gäbe.
"Bildung ist mehr als Geld."
Und ausgerechnet in dieser Tageszeitung muss man dann so einen idealistischen Ausspruch lesen. Ganz egal wie man zur Bildung steht: Alleine davon wird man kaum satt. Was der heilige Nikolaus Blome uns da weismachen will, erinnert so ein bisschen an verklausulierten Asketismus: Leute lernt, dann vergesst ihr euren Hunger! Vielleicht eine zaghafte Einstimmung auf das was kommt, wenn die Bürger und die Ärmsten der Armen das Milliardenpaket abzustottern haben. Dann heißt es, dass man kein Geld mehr geben könne, aber Bildung sei da und wer möchte, der könne sich mittels Bildung aus den Untiefen gesellschaftlicher Abgründe herausziehen. Dass wir nachher nicht weniger "sozial Schwache" haben werden, ist kaum zu leugnen. Klüger werden sie vielleicht sein, aber "sozial schwach" weiterhin. Zynisch ist es allemal, wenn man sieht, wer in diesem Lande nicht zu den "sozial Schwachen" gehört, aber von Bildung keinen Schimmer hat. Da sind Bohlen, seine Ex-Frau, seine Ex-Freundin und Damen wie Jenny Elvers nur die Spitze des Eisberges. Wenn nur Bildung heraushilft, warum sind diese Leute dann nicht in der Gosse?

Man kann ja zum Ausspruch des heiligen Nikolaus stehen wie man will. Für einige Wenige mag dieser Ausspruch zutreffen. Aber aus dem Munde, den Fingern eines Kolumnisten dieser Tageszeitung, klingt es etwa so, als würde der Papst eine neue FKK-Moral mitsamt zügelloser Sexuallehre predigen. Üblicherweise bringt der Nikolaus kleine Geschenke und Süßigkeiten, der Bild-Nikolaus nimmt eher und spricht sich für Eigeninitiative aus, einem vulgären "Friss oder stirb" - das hat das Original aus Myra nie getan.

21. Oktober 2008

Gossen-Goethe: Liebes gerechtes, ungerechtes Geld

Bereits der Adressat dieser Post von Wagner ist merkwürdig. Das Geld? Was hat Gossen-Goethe wohl dem Geld zu sagen? Er vergleicht es mit einer Wurst. Wir alle sind die Hunde, die gerade versuchen, die Wurst zu definieren, und so ist es mit dem Geld gerade. Ich bin platt. So habe ich das nie gesehen. Gossen-Goethe öffnet neue Horizonte.
Ich kann nur vermuten, dass sich Wagner auf die Finanzkrise zu beziehen versucht. Was also hat er dem Geld zu sagen? Es ist eine Botschaft von großer Schlichtheit:
Ich habe keine Millionen, aber ich hatte Glück. Als Flüchtlingskind hatte ich die Währung Glück und Gott. Geld ist nicht mein Gott. Glück ist mein Gott. Ich bin am Leben geblieben ohne 6 Richtige.
Das ist ja herzig. Nicht einmal sechs Richtige braucht es, um glücklich zu werden. Ein Chefredakteurposten mit eigenem Büro und Sekretärin und einem Gehalt vom dreifachen Durchschnittlohn reicht völlig. Auch für ein Flüchtlingskind. Das beruhigt mich.

Warum wir uns den Gossenzäpfchen widmen

Mit Nichtigkeiten sollte man sich nicht aufhalten. Wir meinen das ist falsch und gefährlich. Es sind gerade die unbeachteten Kleinigkeiten, die uns das Leben schwermachen, die uns verärgern lassen. Wir leiden mehr an quersitzenden Blähungen, als an wohlgeregeltem Stuhlgang. Mit solchen Blähungsquerulanten wollen wir uns hier beschäftigen.

Deutschlands größte Tageszeitung nimmt sich den zu Mensch gewordenen Darmwinden an, läßt sie für sich schreiben. Diesen Herren soll dieses Blog gewidmet sein. Wir greifen auf, was sie in Anflügen von Paranoia und Größenwahn, in dreister Verlogenheit, frecher Hinterlist oder bigotter Spießbürgerlichkeit zu Papier bringen, um es zu kommentieren. Wir wollen der Raumspray sein, der die stinkenden Flatulenzen überdeckt.

Dabei wissen wir ganz genau, wie oft uns die Übelkeit übermannen wird. Gequält von Erbrechen und Durchfall werden wir uns zwingen die Kolumnen dieser Herren zu lesen, um mitreden zu können. Wer nicht einmal am Tag Wagners Post liest oder die Seltsamkeiten des bärtigen Zäpfchens, der kann nicht mitreden und vorallem nicht mitkotzen. Wir wollen beides tun - ganz offiziell, im Namen des bloggenden Volkes.

Als Hinweis am Ende sei erklärt, dass keiner der beteiligten Blogger unter verstopften Atemwegen leidet, mit denen sich der näselnde Duktus erklären würde, mit dem hier geschrieben wird. Der genäselte Ton unserer Zeilen ergibt sich einzig daraus, dass wir aufgrund des Gestankes der Gossenzäpfchen dazu genötigt werden, mit einer Wäscheklammer auf der Nase zu schreiben. Wir bitten daher um Verständnis.